... newer stories
Sonntag, 9. Juni 2019
Ostseetörn 2019
balticsail, 19:56h
Mo 10.6. Norrtälje - Linanäs 39 Seemeilen
Wir legen schon 7.45 h ab, und es wird ein sehr sonniger aber auch stürmischer Tag, ein in Landnähe aussergewöhnlich böiger Wind mit 16-20 Knoten genau von vorn.
Gerade an der engsten Stelle begegnen sich zwei der zahlreichen Fährschiffe, wir bleiben so weit wie möglich außerhalb des Fahrwassers und checken permanent die Wassertiefe sehr nahe am felsigen Ufer.
Danach wird es ruhiger, wir biegen in ein paralleles Fahrwasser ein und legen um 14.30 h längsseits am Aussensteiger im kleinen Yachthafen von Linanäs an. Bei starkem Seitenwind war uns das zeitaufwändige Aufholen der Mooringleinen zu riskant. Im inneren komplett leeren Hafen ist außerdem wenig Platz zum manövrieren.
Kurz vor Sonnenaufgang...
Di 11.6. Linanäs - Stockholm Wasahamn 18 sm
Wir lassen uns etwas Zeit, genießen den Morgen und freuen uns auf das nächste Städtehighlight: Stockholm
Obwohl in unserem Fahrwasser keine der riesigen Fähren auf unserer Route unterwegs sind, müssen wir auf die kleinen Passagierschiffe, die kreuz und quer unterwegs sind, höllisch aufpassen.
Wir nähern uns der Vaxholm Festung
kurz vor Ankunft Wasahamn
Um 11.30 h legen wir im Wasahamn an und können uns den günstigsten Liegeplatz aussuchen. Wir sehen viel deutsche Flaggen, sämtliche Segler sind auf dem Weg nach Norden. Der Wasahamn ist idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der Stadt, 15-20 min Fußweg oder 5 min mit dem Fahrrad. Die Strassenbahnline 7 hält ebenfalls in der Nähe. Hier wollen wir einigen Tage bleiben.
Am Nachmittag besichtigen wir direkt das berühmteste Museum in Stockholm, das Wasamuseum. Die Geschichte des Wasaschiffs ist spektakulär, es ist durch bauliche Fehler bei der Jungfernfahrt noch im Hafen gesunken und wurde nach über 300 Jahren gehoben und restauriert.
Mi 12.6. Hafentag
Der Tag wird sonnig, aber gleichzeitig sehr stürmisch, aber der Brötchenservice zum Frühstück ist perfekt.
Noch während des Frühstücks bekommen wir überraschenden Besuch, Jasper von der Giramondo, unser ehemaliger Nachbar im Heimathafen Colijnsplaat, hat uns entdeckt. Mit seiner Frau Sanna ist er schon seit letztem Sommer in Stockholm und bereitet sich nun auf die Weiterreise in den Süden vor.
Wir nutzen unsere Bordfahrräder, um Stockholm zu erkunden, das Wegenetz ist wirklich perfekt. Wir müssen uns erst noch an den wirklich dichten E-Bike und Elektrorollerverkehr gewöhnen, es wird wild gefahren, geklingelt und überholt.
Wir erkunden u. a. die Altstadt Gamla Stan mit Stockholms ältester Konditorei Sundbergs aus dem Jahre 1785, der deutschen Kirche St. Gertruds seit mehr als 440 vor Ort. Ein Blick in das urige Café Sturekatten lohnt sich ebenfalls.
Am Kai in der Nähe des Königsschloss liegt die ehemals (bis 2017) größte Segelyacht der Welt, die EOS, gebaut in der Schiffswerft Lürssen in Bremen; ein spektakulärer Dreimaster mit 93 m Länge, Masthöhe 61 m, 1500 t, 2 Dieselmotoren mit jeweils mehr als 2300 PS.
Do 13.6. Hafentag
Der gesamte Tag ist leider verregnet, gewittrig und nebelig, da sind Museumsbesuche gerade das Richtige.
In Stockholm hat man wirklich die Qual der Wahl. Wir besuchen zunächst das historische Museum, dann den Königspalast mit seinen zahlreichen Teilmuseen. Einige Abteilungen sind geschlossen, da sich der König auf den Empfang des südkoreanischen Präsidenten vorbereitet.
Am späten Nachmittag treffen wir uns mit Sanna und Jasper zu einem Spaziergang entlang des Hafens, überall wird repariert, restauriert und Vorbereitungen für die neue Saison getroffen.
Fr 14.6. Hafentag
Es ist endlich wieder sonnig und sehr warm. Die Stadt wird zum Wochenende lebendig und sehr voll. Jedes Café, Bistro, Restaurant etc ist bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Tag vergeht wie im Flug, Erkundung von Stockholm per Fahrrad, Wäsche waschen, Einkäufe, Beschaffung und Anbringen einer neuen 50 m langen Heck- bzw Ankerleine.
Eine sehr positive Überraschung: im Wasahamnen gibt es einen Vorrat an Campingaz Flaschen, die im Norden quasi nicht zu bekommen sind, wir tauschen direkt unsere noch nicht ganz leere Flasche gegen eine volle aus, 33 Euro!
Sa 15.6. Stockholm - Saltsjöbaden 12 Seemeilen
Die kurze Strecke durch enge Passagen, Felsen und Wiesen ist spektakulär, aber ohne dramatische Ausweichmanöver. Die überall herumfahrenden Fährboote hatten am Wochenende wahrscheinlich andere Fahrpläne.
Saltsjöbaden ist ein sehr beliebter Badeort, sehr markant das Grand Hotel; es soll an das berühmte Hotel Casino in Trouville/Normandie erinnern.
So 16.6. Saltsjöbaden - Nynäshamn 37 Seemeilen
Es geht weiter durch die schwedischen Ostschären, unser Ziel ist Utö, ein sehr beliebter Naturhafen mit zahlreichen Anlegesteigern. Wir sind aber etwas unsicher, ob es dort Anlegeplätze mit ausreichender Wassertiefe gibt.
In Utö muss der Heckanker ausgebracht werden, das hatten wir auf dem gesamten Törn noch nicht, zudem hatten wir ihn noch kein einziges Mal ausprobiert. Wir entscheiden uns für einen Platz am Eingang des Hafens, für den ausreichende Wassertiefe angegeben wird. Es kommt wie es kommen musste, der Heckanker saß sofort fest im Grund, aber Toy4Two steckte ebenfalls im Schlamm fest, keine Chance an den Steg zu gelangen, unser ungutes Gefühl hat sich leider bestätigt. Nach Vollgas rückwärts und Einholen des Ankers beschliessen wir etwas frustriert, unseren Plan zu ändern und nehmen Kurs auf Nynäshamn, etwa 12 Seemeilen nach Westen.
Nynäshamn ist ein sehr großer Hafen mit vielen Plätzen für Gäste; wir sehen vielen deutsche Flaggen, aber auch holländische, polnische, französische, finnische und natürlich viele einheimische.
Abendstimmung
Mo 17.6. Hafentag
Die Sonne scheint den ganzen Tag, aber es weht ein kräftiger Südwestwind. Wir nutzen den Tag zum Einkaufen im super sortierten COOP Markt, zum Wäschewaschen in einem „5 Sterne“ Wäscheraum, Ortsbesichtigung und zum Besuch der bekannte Fischräucherei direkt im Hafen, die geräucherte Makrele war absolute Spitze.
Di 18.6. Nynäshamn-Oxelösund Gästhamn 37 Seemeilen
Wieder ein sehr sonniger Tag, aber wie gewohnt Wind genau gegenan, schon morgens weht es mit ca 4Bft aus Südwest, später dann mit 4-5 und ausgesprochen böig. Wir brechen schon um 6.45 h auf und konnten auf einigen Westkursen immerhin 12 Seemeilen am Wind segeln, regelmäßig schiessen kurze Wellen über das Deck.
Nach 7 Stunden liegen wir längsseits fest im Gästehafen von Oxelösund, der das „Ambiente“ eines Industriehafens hat, u. a Stahlkokerei und Holzproduktion.
Wir werden direkt empfangen von 3 Zollbeamten, die uns die üblichen Fragen stellen, sehr freundlich, wir können glaubwürdig versichern, dass wir sämtliche Papiere dabeihaben, danach sind wir „entlassen“.
Aufgrund eines ekelhaften Schwells tanzt und bockt Toy4Two am Ponton, es ist nicht auszuhalten. Dieses Phänomen sollte im Hafenhandbuch eigentlich erwähnt werden. Wie schon einige andere Gastlieger verlegen wir uns weiter ins Hafeninnere, dort liegt man zwar ruhiger, doch auf dem Weg dorthin liegen zahlreiche nicht markierte Steinblöcke am Grund, die nicht nur wir touchieren, aber es ist nichts passiert.
Außerdem gibt es mitten im Hafen eine Insel, die von hunderten von Möwen und Enten bewohnt wir, ein irrer Lärm von früh morgens bis spät am Abend.
Für uns liegt dieser Hafen mit Abstand auf dem letzten Platz aller schon besuchten Anlegestellen. Eine bessere Wahl ist sicherlich der nahe gelegene Fiskehafen.
Positiv zu erwähnen ist der bestens sortierte Supermarkt am Marktplatz als auch die nostalgische Bahn, die beide Häfen mit dem Zentrum verbindet.
Mi 19.6. Oxelösund - Arkösund 17 Seemeilen
Wir starten nach einem ausgiebigen Frühstück erst um 11 h, leider wieder Motorfahrt, gegen sehr schwachen Wind wieder mal genau von vorn, nach morgendlichen Schauern wieder sonnig und trocken.
Der Arkösund ist landschaftlich sehr schön, wir besichtigen beide möglichen Häfen, Gästhamn und Kajen sowie eine Seemeile weiter nördlich Snedskär. Hier liegt man sehr abseits, keine Motorboote, kein Schwell, wenig Lärm. Wir entscheiden uns für den Hafen Kajen und legen so weit wie möglich innen an, da ist der Schwell von den herumkreisenden schnellen Motorbooten am geringsten. Die Bordküche bleibt geschlossen, wir spendieren uns ein Abendessen im Hafenrestaurant mit schöner Sicht auf den Sund.
Bei der Motorkontrolle stellen wir fest, dass sich der Luftfilter verabschiedet hat, die Schaumgummihülle ist altersschwach geworden. Selbst bei Volvo Penta hat dieses Teil niemand auf Lager, wegen des Mittsommernachtswochenendes dauern Nachbestellungen ca 10!! Tage. Nach notdürftiger Reparatur fahren wir weiter, anders als beim Auto ist der Luftfilter bei einem Einbaumarinediesel weniger kritisch.
Hafenansichten
Do 20.6. Arkösund - Gryts Varv 25 Seemeilen
Der schwedische Wetterbericht sagt zum Teil schwere Gewitterböen mit bis zu 38 Knoten ab 14 h auf unserem Kurs an. Den ursprünglichen Plan, in der Äppelkrok Bucht zu ankern oder vor Heckanker in das beliebte Harstena zu gehen, lassen wir fallen. Wir entscheiden uns für das etwas abseits gelegene Gryts Varv, da man hier an Pontons sicher liegen kann. Auf dem Weg ließen wir es uns aber nicht nehmen, einmal in die schöne Äppelkrokbucht hineinzufahren, niemand liegt vor Anker, und wir setzen unseren geplanten Weg fort.
Gryts Varv liegt sehr versteckt am Ende einer großen bewaldeten Bucht, es fühlt sich fast an, als läge man vor Anker. An der gesamten Steganlage nur 3 Gastsegler aus Deutschland. Es gibt ein Hotel und ein Restaurant, allerdings alles geschlossen, die Schweden bereiten ihre Mittsommerparties vor.
Wir sind rechtzeitig fest, eine unerwartete Winddrehung auf Südost schickt Regen und Gewitter glücklicherweise über Land, Boot und Mannschaft bleiben trocken.
Dieser Kahn lag wohl lange im Wasser....
Abendstimmungen...
Morgen soll es weiter nach Västervik gehen.
Fr 21.6. Gryts - Västervik (Slottsholmen) 35 Seemeilen
Da die Wettervorhersagen westliche Winde vorhersagen, starten wir schon um 7.45 h und wählen den freien Seeraum für unseren Südkurs. Das Wetter ist perfekt, Sonne und 3-4 Bft aus West, das wird der bisher schönste Segeltag ohne störendes Dieselmotorgedröhne.
Fock und große Leichtwindgenua wechseln sich regelmäßig ab.
Kurz vor Västervik überholt uns eine der Highspeed Gotlandfähren mit 26 Knoten.
Die hochschäumende und sich überschlagende Heckwelle ist sehr spektakulär. Wir halten uns so weit wie möglich etwas ausserhalb des Fahrwassers, trotzdem werden wir von den ablaufenden Querwellen von mehr als 1 m ordentlich durchgeschüttelt und das in einem Abstand von mehr als 500 m. Wir verstehen nun gut, dass der Schiffsverkehr im UKW Funk 5 min vorher eindringlich vor diesen „Ungeheuern“ gewarnt wird.
Im Hafenbecken finden wir die in den Handbüchern verzeichneten Steganlagen nicht wieder, seit letztem Jahr hat die Gästemarina den Eigentümer gewechselt, die neuen Gästestege sind noch nicht gekennzeichnet, das neue Hafenbüro existiert auch noch nicht. Das übliche „Empfangskomitee“ zur Einweisung war wohl aufgrund von Vorbereitungen zu Mittsommernachtsaktivitäten ebenfalls nicht anwesend. Wir müssen am Aussenponton an einer Heckboje festmachen, damit sind wir während der gesamten Nacht dem einsetzenden starken sehr böigen Seitenwind mit mehr als 20 Knoten ausgesetzt. Wir hoffen, dass die Heckboje dieses Mal gut verankert ist.
Sa 22.6. Hafentag
Es ist sehr sonnig, aber es weht wiederum ein stark böiger kühler Wind. Wir erkunden Västervik per Fahrrad, auch den benachbarten Vereinshafen, eine sehr gute Alternative.
Mittags spendieren wir uns den üblichen „Mittsommerkrabbentoast”, den hier fast alle Schweden genießen.
Rathausplatz
..hier ist noch viel Platz
eine der schöne Kirchen...
So 23.6. Västervik - Visby (Gotland) 55 Seemeilen
Wir starten um 7 h, wieder sehr sonnig, aber noch sehr wenig Wind; der Motor muss ran für die ersten Seemeilen.
Danach stellt sich herrliches Segelwetter ein, nicht allzu hoch am Wind mit Sonne von Steuerbord, sodass unser Solarpanel seinen vollen Wirkungsgrad entfalten kann. Kurz vor Visby steckt ein neugieriger Seehund sozusagen zur Begrüssung auf Gotland seinen Kopf direkt neben uns aus dem Wasser.
Zwei große Fähren laufen rechtzeitig vor uns ein, wir laufen ohne Stress gegen 16 h in den geschützten Gästehafen von Visby. Das Hafenflair zieht uns gleich in seinen Bann, wir liegen quasi mitten in der Stadt.
Der Hafenmeister empfängt uns mit seinem Schlauchboot, weist uns einen Platz zu und hilft beim Festmachen an einer sehr kurzen Boje. Einen derartig guten Service haben wir auf dem gesamten Törn noch nicht erlebt. Das gesamte Hafenteam ist sehr hilfsbereit und „kundenorientiert“, es gibt Leihwagen, -Mopeds und - Fahrräder, für Einkäufe steht sogar ein kostenloser PKW zur Verfügung.
Mo-Do 24.-27.6. Hafentage Visby
Es gibt viel zu sehen und zu erleben in Visby und auf Gotland. Wir schließen uns einer sehr informativen Stadtführung an, bei der wir die bewegte Geschichte Visby‘s u. a. als wichtige Handelsstadt kennenlernen. Die gesamte mittelalterliche Stadtmauer ist quasi vollständig erhalten, viele Kirchen sind nur noch als Ruinen zu sehen, am beeindruckendsten für uns ist die St Katharinenkirche, ein gotisches Denkmal aus dem 13. Jahrhundert.
Das Gotland Museum und Artmuseum sind ebenfalls sehenswert.
Das Highlight unseres Aufenthaltes ist ein Tagestörn per Mietwagen auf die im Norden gelegene Insel Fårö mit ihrer 4000 Jahre alten Geschichte der Stein-, Bronze-, Eisen-, Wikingerzeit, Mittelalter und später. Spektakulär und am meisten fotografierte Motive sind die vielen Raukas, die früher fast komplett mit Wasser bedeckt waren, heute am Strand oder an Land stehen, da sich der Wasserspiegel mit Zeit um mehr als 10 m abgesenkt hat.
..der “Wasserkessel” oder auch “Hund”..
alte Fischerhäuser und zum Teil verfallene Holzkähne
Unterwegs kehren wir in die berühmte Crèperie Tati ein, eine eigentlich unscheinbare Holzbaracke inmitten eines Schrottplatzes. Der Eigentümer Kutens Bensin, u. a. ein großer Elvis Fan, hat rund um das Haus jede Menge Schrottautos und Zubehör gesammelt und damit der Crèperie ein uriges Flair verpasst.
die Crèpes haben berühmte Namen...
Interessant ist auch das Ingmar Bergmann Museum, Fårö wurde u.a. berühmt durch einige seiner Filme wie „The seventh Seal“, „Cries and Whispers“ und „Scenes from a Marriage“.
Am Donnerstag hält uns der Starkwind noch einen Tag länger im Hafen, wir spielen mit zwei Einheimischen eine Runde Golf im direkt am Wasser gelegenen Visby Golf Club.
Obwohl uns das Flair der Insel Gotland sehr in seinen Bann gezogen hat, soll es nun weiter nach Süden zur Insel Öland gehen.
Fr 28.6. Visby - Byxelkrok 47 Seemeilen
Start wiederum sehr früh um 7.15 h, um möglichst lange guten Segelwind zu haben. Groß und Fock konnten wir direkt im Vorhafen setzen, damit konnten wir bei schönem Wetter und nördlichen Winden um 4 Windstärken bis kurz vor Byxelkrok segeln. Dieses ist ein sehr emsiger Hafen, trotzdem gab es noch viele freie Plätze. Da die Betonmole sehr hoch ist, sind gute Leinenschoner ein Muß. Neben den vielen kleinen Geschäften, Bistros und Restaurants in ehemaligen Fischerhütten hat uns die Räucherfischbude gut gefallen und für ein schönes Abendessen gesorgt.
Sa 29.6. Byxelkrok - Borgholm 36 Seemeilen
(mit Kreuzschlägen)
Wir legen ab um 8.30 h, der Steg ist fast schon komplett leer. Die Starkwindansagen für die kommenden Tage haben viele Segler veranlasst, direkt nach Kalmar auf das Festland durchzustarten. Wir bleiben bei unserem Plan, nach Borgholm zu gehen und genießen den bisher besten Segeltag. Nach einigen Kreuzschlägen können wir einen perfekten Anleger nach Borgholm gehen, die Logge zeigt häufig eine 8 vor dem Komma.
Wir können uns den Liegeplatz wieder aussuchen, einer der beliebtesten Häfen auf Öland ist quasi komplett leer.
So 30.6. Hafentag Borgholm
Am frühen Morgen überlegen wir kurz, Öland fluchtartig zu verlassen, um den Absprung zum Festland nach Kalmar zu schaffen. Trotz Sturmwarnungen von bis zu 8 Windstärken für die nächsten Tage entscheiden wir uns zu bleiben. Die Insel Öland als Weltkulturerbe werden wir soll schnell nicht wiedersehen, und es gibt viel zu sehen.
Nach der wöchentlichen Klarschiffaktion bei fast 30 Grad (Wäsche, Schiffsreinigung etc) radeln wir zunächst nach Solliden, dem königlichen Sommersitz und genießen den Rundgang durch den schönen Schlossgarten.
Das königliche Sommerschloss
der italienische Rosengarten
Auf dem Weg zurück in den Hafen liegt die 900 Jahre alte Borgholm Schlossruine, die nach einem Grossfeuer Anfang des 19. Jahrhunderts als Weltkulturerbe konserviert wurde.
In der Hall of Fame haben in den letzten 50 Jahren zahlreiche berühmte Künstler und Sänger Vorstellungen und Konzerte gegeben.
Mo 1.7. Hafentag
Die Wetteraussichten sind mehr als bescheiden, eine grundsätzliche Änderung ist nicht in Sicht, die Sonne wechselt sich ab mit Wolken und ein paar kurzen Schauern, die einzige Konstante ist der Wind. Der sehr hilfsbereite Hafenmeister und sein Team helfen uns und anderen, eine zweite Heckleine auszubringen, an die Luvseite legen wir dann noch zwei weitere Sicherungsleinen.
Per Mietwagen erkunden wir den Südteil Ölands mit seinen urigen Dörfern und Fischerhütten, niedlichen Windmühlen, Runensteinen, Gräberfeldern und natürlich das Stora Alva, das Weltkulturerbe “Agrarlandschaft”, eine gigantische Kalksteinsteppe.
die Kapelle in Egby zählt zu den schönsten in Schweden
Di 2.7. Hafentag
Seit Sonntag stürmt es weiter ununterbrochen Tag und Nacht, Grundwind 20-24 Knoten (6 Windstärken), regelmäßige Böen von 32-36 Knoten (7-8).
Wir nutzen die Zeit und fahren über die 6 km lange Ölandbrücke nach Kalmar. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, anstatt nach Borgholm direkt nach Kalmar zu segeln und Öland von dort mit dem Auto zu erkunden. Diese Variante ist uns leider zu spät eingefallen, eine einwöchige (oder länger) Sturmphase konnte sich außerdem niemand ernsthaft vorstellen.
In Kalmar ist die Besichtigung des prachtvollen Schlosses ein Muß, wir schließen uns gleich einer geführten Tour an.
Die viel gepriesene “Van Gogh Live” Ausstellung ist ein weiteres Highlight, anstatt Bilder an die Wände zu hängen, verfolgen wir eine animierte dreidimensionale Bilderschau an Wänden, Boden und Decken.
Mi-Fr 3.7.-5.7. Hafentage bei Starkwind und Sturm
Wir verbringen noch drei weitere Tage in Borgholm, die ungewöhnlich lange Starkwindphase hält weiter an, es pfeift und heult in den Wanten, Toy4Two wird regelmäßig durchgeschüttelt, vor allem nachts sehr unangenehm. Wir haben aber interessante Gespräche und Erfahrungsaustausch mit den Bootsnachbarn aus Deutschland und Schweden, unsere Pläne zur Abreise werden allerdings immer wieder geändert.
Sa 6.7. Borgholm - Kalmar 17 Seemeilen
Der Sturm hat sich nun endlich ausgetobt, wir starten schon um 7 h, um den angesagten Westwind nach Süden zu nutzen. Aus Westwind wurde natürlich Südwest, sodass wir mal wieder den Diesel anwerfen mussten. Wir tragen es mit Fassung, Öland liegt endlich hinter uns. Der sehr kurze Schlag nach Kalmar war eigentlich nicht mehr vorgesehen, aber der Marine Volvo Penta Service hatte uns erfreulicherweise einen neuen Luftfilter zurückgelegt, den wollen wir unbedingt abholen und einbauen.
Wir nähern uns der imposanten Kalmar Sundbrücke
Wir kommen schon gegen 10 h an, der riesige Hafen ist sehr leer, auch hier hat die Hafenflucht schon früh vor allem nach Norden eingesetzt. Die Logge zeigt jetzt 628 Seemeilen seit unserem Start in Tallinn.
Die Sonne hält nur durch bis Mittag, danach geregelte zum Teil sehr starke Schauer, es wird ungemütlich kalt. Die Einheimischen sprechen jetzt schon vom kühlsten Sommer seit Jahren, aber er hat ja gerade erst angefangen.
So 7.7. Kalmar - Kristianopel 29 Seemeilen
Wir nutzen den morgentlichen Westwind, starten um 7.30 h und sind schon um 12 h fest im kleinen aber gemütlichen Hafen von Kristianopel, früher eine Festung, heute Ferienresort.
Wir haben einen super Segeltag, Wind günstig aus Richtung und Stärke, wir bleiben nur knapp unter unserem Allzeitspeedrekord. Die Sonne lässt sich nicht blicken, am Himmel graue und tiefschwarze Wolken, Schauer werden erst für den Nachmittag angesagt, und in der Tat bleibt es trocken aber auch kalt.
relativ viel los an einem Sonntagnachmittag....
Der aktuelle Meilenstand beträgt jetzt 657 sm.
Mo 8.7. Kristianopel - Karlskrona 34 Seemeilen
Start um 8 h bei wenig Wind, die Sonne lässt sich den ganzen Tag auch nicht recht blicken. Der Wind legt langsam zu auf 4 Windstärken, wir können eine Zeit hart am Wind segeln. Gegen Mittag erwischt uns ein erstes Schauer auf See, kurz vor dem Hafen, kräftige Schauerböen mit 26 Knoten. Wir drehen einige Warteschleifen, putzen unsere Brillen und haben wieder klare Sicht beim Anlegen.
Die Stadtbesichtigung fällt sehr kurz aus, der Himmel zeigt uns immer neue Schauerwolken, ein weiterer Hafentag fällt ebenso aus. Wir wollen bei vorherrschenden nordwestlichen bis westlichen Winden so weit wie möglich Strecke Richtung Südschweden machen.
Aktueller Meilenstand: 691 sm
Di 9.7. Karlskrona - Insel Hanö 36 Seemeilen
(mit einigen Kreuzschlägen)
Wir starten wiederum früh um 7.30 h, um den vorhergesagten Nordwestwind zu nutzen und um vor den ab 14 h angesagten Schauerböen im Hafen zu sein. Die Schauer hatten wir leider schon bei der Abfahrt, zudem vermasselt uns ein frischer Westwind den Kursplan. Es geht an die Kreuz, der Wind legt zu bis auf 5 Windstärken, und die kurze Welle schickt uns regelmässig Ostseewasser über das Vordeck.
Einige Seemeilen vorm Hafen beruhigt sich Wind und Seegang, wir bergen die Segel und werfen den Motor an, am Horizont bilden sich schon die nächsten imposanten Schauerwolken. Wir schaffen unseren Anleger bei schönstem Sonnenschein in Tat noch gerade bevor die ersten nachmittäglichen Schauer herunterprasseln, begleitet von kräftigen Windböen.
Hanö gefällt uns sehr gut mit seinen kleinen roten Häuschen, der Hafen bietet Alles für einen kurzen Aufenthalt. Wer Zeit hat, sollte diesen Stopp unbedingt mit einplanen. Die resolute Hafenmeisterin sorgt nicht nur für geordnetes Anlegen sondern auch für “proppere” Sanitäranlagen und nicht zuletzt für liebevolle Dekoration im gesamten Hafenbereich einschließlich der Duschen.
Der gesamte Nachmittag ist leider verregnet, bis auf einen kurzen Hafenrundgang können wir nicht viel unternehmen, die Wanderung zum imposanten Leuchtturm fällt ebenso aus.
wieder ein kleines, uriges Schifffahrtsmuseum....
... und interessantes Informationshäuschen
schöne Abendstimmung nach Abzug der Regenfront
Aktueller Meilenstand: 727 sm
Mi 10.7. Hanö - Simrishamn 32 Seemeilen
Als zweites Boot im Päckchen legen wir gemeinsam mit dem Innenlieger früh um 6.45 h ab, die Wettervorhersagen geben guten Segelwind aus Nordwest mit 12-15 Knoten an, optimal für unser Tagesziel, das wollen wir unbedingt nutzen. Es ist mit 9-10 Grad noch sehr kalt, aber trocken und meistens sonnig. Der Segelmorgen wird absolut phantastisch, oft mit mehr als 8 Knoten unterwegs, nach nur 4,5 h sind wir schon fest in Simrishamn, alles gesegelt, Motorunterstützung nur zum An- und Ablegen. Die hinter uns gestartete große Sweden Yacht mit 42 Fuß legt neben uns an, aber nachdem wir schon fest waren. Der Skipper sagt uns, er hätte alles versucht, uns zu überholen, aber wir hätten ihm keine Chance gelassen, bravo Toy4Two!!
Das frühe Ablegen hat sich wirklich gelohnt, nach drei Stunden im Hafen erreichen uns die sich oft am Nachmittag bildenden Regenwolken mit ihren Schauern und böigem Wind.
Wir haben aber noch genug Zeit, den schönen Ort mit seinen schmalen, blumengeschmückten Gassen, die St.-Nicolai-Kirche und Rathausplatz zu besichtigen.
eines der vielen schönen Blumenbeete, hier Klatschmohn und Kornblumen
Wer nur ein Gläschen trinken möchte kann dieses in nostalgischer Umgebung genießen. Das Gefährt ist aus dem Jahre 1971, hat 50 ccm, 3,5 PS, keinen Rückwärtsgang.
Aktueller Meilenstand: 759 sm
Do 11.7. Simrishamn - Ystad 28 Seemeilen
Wieder geht es um 6.45 h los. Es gibt mindestens drei Gründe für einen frühen Start:
- guten Wind am Morgen nutzen (gilt heute nicht)
- vor einer Regen- oder Starkwindfront im Hafen zu sein
(gilt heute auch nicht)
- früh im nächsten Hafen zu sein, um noch einen Liegeplatz zu ergattern, es ist nämlich Hochsaison; Ystad hat zwar noch etliche freie Plätze, war aber gegen Mittag schon relativ voll.
Der Tag ist sonnig, Wind kommr erst 1 h vorm Anlegen auf, also Motorfahrt. Wir sind nun an unserem südlichsten Punkt in Schweden angelangt. In Ystad würde sich ein Hafentag zwar lohnen, aber wir beschließen, dass es direkt weiter gehen soll nach Klintholm auf die dänische Insel Mön. Das Wetter soll konstant und sonnig bleiben, wahrscheinlich ziemlich wenig Wind, wir werden sehen.....
Aktuell neuer Meilenstand: 787 sm
Fr 12.7. Ystad - Klintholm 57 Seemeilen
Die Wettervorhersagen treffen exakt ein, wenig bis kein Wind, d. h., Autopilot an und Motorfahrt. Wir starten um 6.15 h, die erwartete Morgenbrise bleibt heute leider aus. Nach knapp 10 h ereignisarmer Motorfahrt legen wir im schon ziemlich vollen Hafen von Klintholm im Zweierpäckchen an.
Rechtzeitig wird die Gastlandflagge von Schweden auf Dänemark gewechselt, wir haben auf unserem gesamten Baltictörn nun schon 8 Länder besucht.
Imposante Kreidefelsen kurz vor der Hafeneinfahrt
Unsere weitere Törnplanung wird der neuesten Weiterentwicklung angepasst, aufgrund der sich in 1-2 Tagen einstellenden Westwindlage werden wir nicht weiter nach Süden sondern zügig nach Westen in die dänische Südsee gehen. Der direkte Kurs nach Kiel ist dann voraussichtlich problemlos zu bewerkstelligen.
Aktueller neuer Meilenstand: 844 sm
Sa 13.7. Klintholm - Insel Vejrö 46 Seemeilen
Der angekündigte Flautentag tritt ein, unsere Standardstartzeit 7 h ist auch heute angesagt, das ermöglicht frühes Ankommen und erhöht die Chancen auf einen guten Liegeplatz.
Heute haben wir ein sehr “abwechslungsreiches” Programm:
- ausgedehnte Seenebelfelder mit 100 m Sicht, das zwingt uns dazu, den “Ernstfall” mit Radarunterstützung auszurufen
- spiegelglattes Wasser morgens, wir sehen zahlreiche Schweinswale trotz Nebels direkt neben uns
- nach Abzug des Nebels sehr warmes Sonnenwetter
- nachmittags Gewitter und Schauerböen, die wasserdichten Jacken müssen wieder her, dazu 4 Windstärken von vorn mit ungemütlicher Welle
- im Hafen dann wiederum Strandwetter, eine Vielzahl von Crews ist schon dabei, die für Gäste installierten Grillplätze zu aktivieren
Brücke über Smalands Fahrwasser
Vejrö ist eine sehr schöne grüne Insel in Privatbesitz, es gibt Wander- und Fahrradwege, Volleyballfelder, Spielplätze für Kinder, Tennisplatz und super moderne Duschen; dazu noch ein Hotel mit gutem Restaurant. Es wundert uns nicht, dass dieser Service seinen Preis hat, die Liegegebühr von 47 € ist auf unserem Baltictörn einsame Spitze und verdrängt die Old Tallinn City Marina doch tatsächlich vom ersten Platz.
Grillkohle und Holz gibt es gratis, alles im Preis inbegriffen!!
Im Hotelrestaurant hat man von jedem Platz eine herrliche Aussicht, die Küche ist erstklassig, kann man sich mal gönnen
Hier duscht man gerne...
Aktueller neuer Meilenstand: 890 sm
So 14.7. Vejrö - Rudkøbing (Langeland) 41 Seemeilen
Wie gewohnt, voraussichtlich vorerst das letzte Mal, brechen wir wieder um 7 h auf. Der Himmel ist den ganzen Tag über grau, wenig Wind und sehr kalt, da müssen am Steuerstand wieder die Winterhandschuhe her. Nach anfänglicher Motorfahrt können wir zwischen den Inseln Fünen und Langeland noch sehr schön hoch am Wind nach Süden segeln, um 14.15 h sind wir fest im Hafen. Mit und hinter uns laufen noch ca 20 weitere Schiffe ein, für viele ist es der erste Segel- bzw. Urlaubstag.
Neuer aktuelle Meilenstand: 931 sm
(Wir nähern uns der 1000 sm “Schallmauer”)
Mo 15.7./16.7. Hafentage in Rudkøbing
Nach relativ vielen Segeltagen heisst es ausschlafen, spätes Frühstück mit allen “Extras”, dann Besichtigung des sehr schönen Zentrums und des “ historischen” Teils der Stadt mit seinen kleinen bunten Fachwerkhäusern. Die vor allen Häusern gepflanzten Rosen und bis zu 2 m hohen Stockrosen sind sehr beindruckend.
Dieser Oldtimer Drachen wird ausschließlich gesegelt, zum Ab- und Anlegen wird von 16 Personen gerudert....
Nur mit perfektem Teamwork geht es hier voran....
Wir entdecken auch das Bronzedenkmal von Hans-Christian Ørsted, geboren 1777 in Rudkøbing. Ein berühmt gewordener Arzt und Chemiker, der den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus entdeckt hat (elektrische Ströme erzeugen magnetische Felder). Die Magnetfeldstärken werden seitdem unter anderem in Oersted (Oe) angegeben.
Segelmässig verpassen wir nichts, es ist grau mit Starkwind um 6 Windstärken aus West. Das Anlegen zwischen Pfählen erweist sich heute für etliche Crews als ein größeres Problem, wir helfen da wo es nötig ist.
Die Fortsetzung unseres Blogs findet ihr unter dem Thema “Rückweg Deutschland/Niederlande”
Wir legen schon 7.45 h ab, und es wird ein sehr sonniger aber auch stürmischer Tag, ein in Landnähe aussergewöhnlich böiger Wind mit 16-20 Knoten genau von vorn.
Gerade an der engsten Stelle begegnen sich zwei der zahlreichen Fährschiffe, wir bleiben so weit wie möglich außerhalb des Fahrwassers und checken permanent die Wassertiefe sehr nahe am felsigen Ufer.
Danach wird es ruhiger, wir biegen in ein paralleles Fahrwasser ein und legen um 14.30 h längsseits am Aussensteiger im kleinen Yachthafen von Linanäs an. Bei starkem Seitenwind war uns das zeitaufwändige Aufholen der Mooringleinen zu riskant. Im inneren komplett leeren Hafen ist außerdem wenig Platz zum manövrieren.
Kurz vor Sonnenaufgang...
Di 11.6. Linanäs - Stockholm Wasahamn 18 sm
Wir lassen uns etwas Zeit, genießen den Morgen und freuen uns auf das nächste Städtehighlight: Stockholm
Obwohl in unserem Fahrwasser keine der riesigen Fähren auf unserer Route unterwegs sind, müssen wir auf die kleinen Passagierschiffe, die kreuz und quer unterwegs sind, höllisch aufpassen.
Wir nähern uns der Vaxholm Festung
kurz vor Ankunft Wasahamn
Um 11.30 h legen wir im Wasahamn an und können uns den günstigsten Liegeplatz aussuchen. Wir sehen viel deutsche Flaggen, sämtliche Segler sind auf dem Weg nach Norden. Der Wasahamn ist idealer Ausgangspunkt zur Erkundung der Stadt, 15-20 min Fußweg oder 5 min mit dem Fahrrad. Die Strassenbahnline 7 hält ebenfalls in der Nähe. Hier wollen wir einigen Tage bleiben.
Am Nachmittag besichtigen wir direkt das berühmteste Museum in Stockholm, das Wasamuseum. Die Geschichte des Wasaschiffs ist spektakulär, es ist durch bauliche Fehler bei der Jungfernfahrt noch im Hafen gesunken und wurde nach über 300 Jahren gehoben und restauriert.
Mi 12.6. Hafentag
Der Tag wird sonnig, aber gleichzeitig sehr stürmisch, aber der Brötchenservice zum Frühstück ist perfekt.
Noch während des Frühstücks bekommen wir überraschenden Besuch, Jasper von der Giramondo, unser ehemaliger Nachbar im Heimathafen Colijnsplaat, hat uns entdeckt. Mit seiner Frau Sanna ist er schon seit letztem Sommer in Stockholm und bereitet sich nun auf die Weiterreise in den Süden vor.
Wir nutzen unsere Bordfahrräder, um Stockholm zu erkunden, das Wegenetz ist wirklich perfekt. Wir müssen uns erst noch an den wirklich dichten E-Bike und Elektrorollerverkehr gewöhnen, es wird wild gefahren, geklingelt und überholt.
Wir erkunden u. a. die Altstadt Gamla Stan mit Stockholms ältester Konditorei Sundbergs aus dem Jahre 1785, der deutschen Kirche St. Gertruds seit mehr als 440 vor Ort. Ein Blick in das urige Café Sturekatten lohnt sich ebenfalls.
Am Kai in der Nähe des Königsschloss liegt die ehemals (bis 2017) größte Segelyacht der Welt, die EOS, gebaut in der Schiffswerft Lürssen in Bremen; ein spektakulärer Dreimaster mit 93 m Länge, Masthöhe 61 m, 1500 t, 2 Dieselmotoren mit jeweils mehr als 2300 PS.
Do 13.6. Hafentag
Der gesamte Tag ist leider verregnet, gewittrig und nebelig, da sind Museumsbesuche gerade das Richtige.
In Stockholm hat man wirklich die Qual der Wahl. Wir besuchen zunächst das historische Museum, dann den Königspalast mit seinen zahlreichen Teilmuseen. Einige Abteilungen sind geschlossen, da sich der König auf den Empfang des südkoreanischen Präsidenten vorbereitet.
Am späten Nachmittag treffen wir uns mit Sanna und Jasper zu einem Spaziergang entlang des Hafens, überall wird repariert, restauriert und Vorbereitungen für die neue Saison getroffen.
Fr 14.6. Hafentag
Es ist endlich wieder sonnig und sehr warm. Die Stadt wird zum Wochenende lebendig und sehr voll. Jedes Café, Bistro, Restaurant etc ist bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Tag vergeht wie im Flug, Erkundung von Stockholm per Fahrrad, Wäsche waschen, Einkäufe, Beschaffung und Anbringen einer neuen 50 m langen Heck- bzw Ankerleine.
Eine sehr positive Überraschung: im Wasahamnen gibt es einen Vorrat an Campingaz Flaschen, die im Norden quasi nicht zu bekommen sind, wir tauschen direkt unsere noch nicht ganz leere Flasche gegen eine volle aus, 33 Euro!
Sa 15.6. Stockholm - Saltsjöbaden 12 Seemeilen
Die kurze Strecke durch enge Passagen, Felsen und Wiesen ist spektakulär, aber ohne dramatische Ausweichmanöver. Die überall herumfahrenden Fährboote hatten am Wochenende wahrscheinlich andere Fahrpläne.
Saltsjöbaden ist ein sehr beliebter Badeort, sehr markant das Grand Hotel; es soll an das berühmte Hotel Casino in Trouville/Normandie erinnern.
So 16.6. Saltsjöbaden - Nynäshamn 37 Seemeilen
Es geht weiter durch die schwedischen Ostschären, unser Ziel ist Utö, ein sehr beliebter Naturhafen mit zahlreichen Anlegesteigern. Wir sind aber etwas unsicher, ob es dort Anlegeplätze mit ausreichender Wassertiefe gibt.
In Utö muss der Heckanker ausgebracht werden, das hatten wir auf dem gesamten Törn noch nicht, zudem hatten wir ihn noch kein einziges Mal ausprobiert. Wir entscheiden uns für einen Platz am Eingang des Hafens, für den ausreichende Wassertiefe angegeben wird. Es kommt wie es kommen musste, der Heckanker saß sofort fest im Grund, aber Toy4Two steckte ebenfalls im Schlamm fest, keine Chance an den Steg zu gelangen, unser ungutes Gefühl hat sich leider bestätigt. Nach Vollgas rückwärts und Einholen des Ankers beschliessen wir etwas frustriert, unseren Plan zu ändern und nehmen Kurs auf Nynäshamn, etwa 12 Seemeilen nach Westen.
Nynäshamn ist ein sehr großer Hafen mit vielen Plätzen für Gäste; wir sehen vielen deutsche Flaggen, aber auch holländische, polnische, französische, finnische und natürlich viele einheimische.
Abendstimmung
Mo 17.6. Hafentag
Die Sonne scheint den ganzen Tag, aber es weht ein kräftiger Südwestwind. Wir nutzen den Tag zum Einkaufen im super sortierten COOP Markt, zum Wäschewaschen in einem „5 Sterne“ Wäscheraum, Ortsbesichtigung und zum Besuch der bekannte Fischräucherei direkt im Hafen, die geräucherte Makrele war absolute Spitze.
Di 18.6. Nynäshamn-Oxelösund Gästhamn 37 Seemeilen
Wieder ein sehr sonniger Tag, aber wie gewohnt Wind genau gegenan, schon morgens weht es mit ca 4Bft aus Südwest, später dann mit 4-5 und ausgesprochen böig. Wir brechen schon um 6.45 h auf und konnten auf einigen Westkursen immerhin 12 Seemeilen am Wind segeln, regelmäßig schiessen kurze Wellen über das Deck.
Nach 7 Stunden liegen wir längsseits fest im Gästehafen von Oxelösund, der das „Ambiente“ eines Industriehafens hat, u. a Stahlkokerei und Holzproduktion.
Wir werden direkt empfangen von 3 Zollbeamten, die uns die üblichen Fragen stellen, sehr freundlich, wir können glaubwürdig versichern, dass wir sämtliche Papiere dabeihaben, danach sind wir „entlassen“.
Aufgrund eines ekelhaften Schwells tanzt und bockt Toy4Two am Ponton, es ist nicht auszuhalten. Dieses Phänomen sollte im Hafenhandbuch eigentlich erwähnt werden. Wie schon einige andere Gastlieger verlegen wir uns weiter ins Hafeninnere, dort liegt man zwar ruhiger, doch auf dem Weg dorthin liegen zahlreiche nicht markierte Steinblöcke am Grund, die nicht nur wir touchieren, aber es ist nichts passiert.
Außerdem gibt es mitten im Hafen eine Insel, die von hunderten von Möwen und Enten bewohnt wir, ein irrer Lärm von früh morgens bis spät am Abend.
Für uns liegt dieser Hafen mit Abstand auf dem letzten Platz aller schon besuchten Anlegestellen. Eine bessere Wahl ist sicherlich der nahe gelegene Fiskehafen.
Positiv zu erwähnen ist der bestens sortierte Supermarkt am Marktplatz als auch die nostalgische Bahn, die beide Häfen mit dem Zentrum verbindet.
Mi 19.6. Oxelösund - Arkösund 17 Seemeilen
Wir starten nach einem ausgiebigen Frühstück erst um 11 h, leider wieder Motorfahrt, gegen sehr schwachen Wind wieder mal genau von vorn, nach morgendlichen Schauern wieder sonnig und trocken.
Der Arkösund ist landschaftlich sehr schön, wir besichtigen beide möglichen Häfen, Gästhamn und Kajen sowie eine Seemeile weiter nördlich Snedskär. Hier liegt man sehr abseits, keine Motorboote, kein Schwell, wenig Lärm. Wir entscheiden uns für den Hafen Kajen und legen so weit wie möglich innen an, da ist der Schwell von den herumkreisenden schnellen Motorbooten am geringsten. Die Bordküche bleibt geschlossen, wir spendieren uns ein Abendessen im Hafenrestaurant mit schöner Sicht auf den Sund.
Bei der Motorkontrolle stellen wir fest, dass sich der Luftfilter verabschiedet hat, die Schaumgummihülle ist altersschwach geworden. Selbst bei Volvo Penta hat dieses Teil niemand auf Lager, wegen des Mittsommernachtswochenendes dauern Nachbestellungen ca 10!! Tage. Nach notdürftiger Reparatur fahren wir weiter, anders als beim Auto ist der Luftfilter bei einem Einbaumarinediesel weniger kritisch.
Hafenansichten
Do 20.6. Arkösund - Gryts Varv 25 Seemeilen
Der schwedische Wetterbericht sagt zum Teil schwere Gewitterböen mit bis zu 38 Knoten ab 14 h auf unserem Kurs an. Den ursprünglichen Plan, in der Äppelkrok Bucht zu ankern oder vor Heckanker in das beliebte Harstena zu gehen, lassen wir fallen. Wir entscheiden uns für das etwas abseits gelegene Gryts Varv, da man hier an Pontons sicher liegen kann. Auf dem Weg ließen wir es uns aber nicht nehmen, einmal in die schöne Äppelkrokbucht hineinzufahren, niemand liegt vor Anker, und wir setzen unseren geplanten Weg fort.
Gryts Varv liegt sehr versteckt am Ende einer großen bewaldeten Bucht, es fühlt sich fast an, als läge man vor Anker. An der gesamten Steganlage nur 3 Gastsegler aus Deutschland. Es gibt ein Hotel und ein Restaurant, allerdings alles geschlossen, die Schweden bereiten ihre Mittsommerparties vor.
Wir sind rechtzeitig fest, eine unerwartete Winddrehung auf Südost schickt Regen und Gewitter glücklicherweise über Land, Boot und Mannschaft bleiben trocken.
Dieser Kahn lag wohl lange im Wasser....
Abendstimmungen...
Morgen soll es weiter nach Västervik gehen.
Fr 21.6. Gryts - Västervik (Slottsholmen) 35 Seemeilen
Da die Wettervorhersagen westliche Winde vorhersagen, starten wir schon um 7.45 h und wählen den freien Seeraum für unseren Südkurs. Das Wetter ist perfekt, Sonne und 3-4 Bft aus West, das wird der bisher schönste Segeltag ohne störendes Dieselmotorgedröhne.
Fock und große Leichtwindgenua wechseln sich regelmäßig ab.
Kurz vor Västervik überholt uns eine der Highspeed Gotlandfähren mit 26 Knoten.
Die hochschäumende und sich überschlagende Heckwelle ist sehr spektakulär. Wir halten uns so weit wie möglich etwas ausserhalb des Fahrwassers, trotzdem werden wir von den ablaufenden Querwellen von mehr als 1 m ordentlich durchgeschüttelt und das in einem Abstand von mehr als 500 m. Wir verstehen nun gut, dass der Schiffsverkehr im UKW Funk 5 min vorher eindringlich vor diesen „Ungeheuern“ gewarnt wird.
Im Hafenbecken finden wir die in den Handbüchern verzeichneten Steganlagen nicht wieder, seit letztem Jahr hat die Gästemarina den Eigentümer gewechselt, die neuen Gästestege sind noch nicht gekennzeichnet, das neue Hafenbüro existiert auch noch nicht. Das übliche „Empfangskomitee“ zur Einweisung war wohl aufgrund von Vorbereitungen zu Mittsommernachtsaktivitäten ebenfalls nicht anwesend. Wir müssen am Aussenponton an einer Heckboje festmachen, damit sind wir während der gesamten Nacht dem einsetzenden starken sehr böigen Seitenwind mit mehr als 20 Knoten ausgesetzt. Wir hoffen, dass die Heckboje dieses Mal gut verankert ist.
Sa 22.6. Hafentag
Es ist sehr sonnig, aber es weht wiederum ein stark böiger kühler Wind. Wir erkunden Västervik per Fahrrad, auch den benachbarten Vereinshafen, eine sehr gute Alternative.
Mittags spendieren wir uns den üblichen „Mittsommerkrabbentoast”, den hier fast alle Schweden genießen.
Rathausplatz
..hier ist noch viel Platz
eine der schöne Kirchen...
So 23.6. Västervik - Visby (Gotland) 55 Seemeilen
Wir starten um 7 h, wieder sehr sonnig, aber noch sehr wenig Wind; der Motor muss ran für die ersten Seemeilen.
Danach stellt sich herrliches Segelwetter ein, nicht allzu hoch am Wind mit Sonne von Steuerbord, sodass unser Solarpanel seinen vollen Wirkungsgrad entfalten kann. Kurz vor Visby steckt ein neugieriger Seehund sozusagen zur Begrüssung auf Gotland seinen Kopf direkt neben uns aus dem Wasser.
Zwei große Fähren laufen rechtzeitig vor uns ein, wir laufen ohne Stress gegen 16 h in den geschützten Gästehafen von Visby. Das Hafenflair zieht uns gleich in seinen Bann, wir liegen quasi mitten in der Stadt.
Der Hafenmeister empfängt uns mit seinem Schlauchboot, weist uns einen Platz zu und hilft beim Festmachen an einer sehr kurzen Boje. Einen derartig guten Service haben wir auf dem gesamten Törn noch nicht erlebt. Das gesamte Hafenteam ist sehr hilfsbereit und „kundenorientiert“, es gibt Leihwagen, -Mopeds und - Fahrräder, für Einkäufe steht sogar ein kostenloser PKW zur Verfügung.
Mo-Do 24.-27.6. Hafentage Visby
Es gibt viel zu sehen und zu erleben in Visby und auf Gotland. Wir schließen uns einer sehr informativen Stadtführung an, bei der wir die bewegte Geschichte Visby‘s u. a. als wichtige Handelsstadt kennenlernen. Die gesamte mittelalterliche Stadtmauer ist quasi vollständig erhalten, viele Kirchen sind nur noch als Ruinen zu sehen, am beeindruckendsten für uns ist die St Katharinenkirche, ein gotisches Denkmal aus dem 13. Jahrhundert.
Das Gotland Museum und Artmuseum sind ebenfalls sehenswert.
Das Highlight unseres Aufenthaltes ist ein Tagestörn per Mietwagen auf die im Norden gelegene Insel Fårö mit ihrer 4000 Jahre alten Geschichte der Stein-, Bronze-, Eisen-, Wikingerzeit, Mittelalter und später. Spektakulär und am meisten fotografierte Motive sind die vielen Raukas, die früher fast komplett mit Wasser bedeckt waren, heute am Strand oder an Land stehen, da sich der Wasserspiegel mit Zeit um mehr als 10 m abgesenkt hat.
..der “Wasserkessel” oder auch “Hund”..
alte Fischerhäuser und zum Teil verfallene Holzkähne
Unterwegs kehren wir in die berühmte Crèperie Tati ein, eine eigentlich unscheinbare Holzbaracke inmitten eines Schrottplatzes. Der Eigentümer Kutens Bensin, u. a. ein großer Elvis Fan, hat rund um das Haus jede Menge Schrottautos und Zubehör gesammelt und damit der Crèperie ein uriges Flair verpasst.
die Crèpes haben berühmte Namen...
Interessant ist auch das Ingmar Bergmann Museum, Fårö wurde u.a. berühmt durch einige seiner Filme wie „The seventh Seal“, „Cries and Whispers“ und „Scenes from a Marriage“.
Am Donnerstag hält uns der Starkwind noch einen Tag länger im Hafen, wir spielen mit zwei Einheimischen eine Runde Golf im direkt am Wasser gelegenen Visby Golf Club.
Obwohl uns das Flair der Insel Gotland sehr in seinen Bann gezogen hat, soll es nun weiter nach Süden zur Insel Öland gehen.
Fr 28.6. Visby - Byxelkrok 47 Seemeilen
Start wiederum sehr früh um 7.15 h, um möglichst lange guten Segelwind zu haben. Groß und Fock konnten wir direkt im Vorhafen setzen, damit konnten wir bei schönem Wetter und nördlichen Winden um 4 Windstärken bis kurz vor Byxelkrok segeln. Dieses ist ein sehr emsiger Hafen, trotzdem gab es noch viele freie Plätze. Da die Betonmole sehr hoch ist, sind gute Leinenschoner ein Muß. Neben den vielen kleinen Geschäften, Bistros und Restaurants in ehemaligen Fischerhütten hat uns die Räucherfischbude gut gefallen und für ein schönes Abendessen gesorgt.
Sa 29.6. Byxelkrok - Borgholm 36 Seemeilen
(mit Kreuzschlägen)
Wir legen ab um 8.30 h, der Steg ist fast schon komplett leer. Die Starkwindansagen für die kommenden Tage haben viele Segler veranlasst, direkt nach Kalmar auf das Festland durchzustarten. Wir bleiben bei unserem Plan, nach Borgholm zu gehen und genießen den bisher besten Segeltag. Nach einigen Kreuzschlägen können wir einen perfekten Anleger nach Borgholm gehen, die Logge zeigt häufig eine 8 vor dem Komma.
Wir können uns den Liegeplatz wieder aussuchen, einer der beliebtesten Häfen auf Öland ist quasi komplett leer.
So 30.6. Hafentag Borgholm
Am frühen Morgen überlegen wir kurz, Öland fluchtartig zu verlassen, um den Absprung zum Festland nach Kalmar zu schaffen. Trotz Sturmwarnungen von bis zu 8 Windstärken für die nächsten Tage entscheiden wir uns zu bleiben. Die Insel Öland als Weltkulturerbe werden wir soll schnell nicht wiedersehen, und es gibt viel zu sehen.
Nach der wöchentlichen Klarschiffaktion bei fast 30 Grad (Wäsche, Schiffsreinigung etc) radeln wir zunächst nach Solliden, dem königlichen Sommersitz und genießen den Rundgang durch den schönen Schlossgarten.
Das königliche Sommerschloss
der italienische Rosengarten
Auf dem Weg zurück in den Hafen liegt die 900 Jahre alte Borgholm Schlossruine, die nach einem Grossfeuer Anfang des 19. Jahrhunderts als Weltkulturerbe konserviert wurde.
In der Hall of Fame haben in den letzten 50 Jahren zahlreiche berühmte Künstler und Sänger Vorstellungen und Konzerte gegeben.
Mo 1.7. Hafentag
Die Wetteraussichten sind mehr als bescheiden, eine grundsätzliche Änderung ist nicht in Sicht, die Sonne wechselt sich ab mit Wolken und ein paar kurzen Schauern, die einzige Konstante ist der Wind. Der sehr hilfsbereite Hafenmeister und sein Team helfen uns und anderen, eine zweite Heckleine auszubringen, an die Luvseite legen wir dann noch zwei weitere Sicherungsleinen.
Per Mietwagen erkunden wir den Südteil Ölands mit seinen urigen Dörfern und Fischerhütten, niedlichen Windmühlen, Runensteinen, Gräberfeldern und natürlich das Stora Alva, das Weltkulturerbe “Agrarlandschaft”, eine gigantische Kalksteinsteppe.
die Kapelle in Egby zählt zu den schönsten in Schweden
Di 2.7. Hafentag
Seit Sonntag stürmt es weiter ununterbrochen Tag und Nacht, Grundwind 20-24 Knoten (6 Windstärken), regelmäßige Böen von 32-36 Knoten (7-8).
Wir nutzen die Zeit und fahren über die 6 km lange Ölandbrücke nach Kalmar. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, anstatt nach Borgholm direkt nach Kalmar zu segeln und Öland von dort mit dem Auto zu erkunden. Diese Variante ist uns leider zu spät eingefallen, eine einwöchige (oder länger) Sturmphase konnte sich außerdem niemand ernsthaft vorstellen.
In Kalmar ist die Besichtigung des prachtvollen Schlosses ein Muß, wir schließen uns gleich einer geführten Tour an.
Die viel gepriesene “Van Gogh Live” Ausstellung ist ein weiteres Highlight, anstatt Bilder an die Wände zu hängen, verfolgen wir eine animierte dreidimensionale Bilderschau an Wänden, Boden und Decken.
Mi-Fr 3.7.-5.7. Hafentage bei Starkwind und Sturm
Wir verbringen noch drei weitere Tage in Borgholm, die ungewöhnlich lange Starkwindphase hält weiter an, es pfeift und heult in den Wanten, Toy4Two wird regelmäßig durchgeschüttelt, vor allem nachts sehr unangenehm. Wir haben aber interessante Gespräche und Erfahrungsaustausch mit den Bootsnachbarn aus Deutschland und Schweden, unsere Pläne zur Abreise werden allerdings immer wieder geändert.
Sa 6.7. Borgholm - Kalmar 17 Seemeilen
Der Sturm hat sich nun endlich ausgetobt, wir starten schon um 7 h, um den angesagten Westwind nach Süden zu nutzen. Aus Westwind wurde natürlich Südwest, sodass wir mal wieder den Diesel anwerfen mussten. Wir tragen es mit Fassung, Öland liegt endlich hinter uns. Der sehr kurze Schlag nach Kalmar war eigentlich nicht mehr vorgesehen, aber der Marine Volvo Penta Service hatte uns erfreulicherweise einen neuen Luftfilter zurückgelegt, den wollen wir unbedingt abholen und einbauen.
Wir nähern uns der imposanten Kalmar Sundbrücke
Wir kommen schon gegen 10 h an, der riesige Hafen ist sehr leer, auch hier hat die Hafenflucht schon früh vor allem nach Norden eingesetzt. Die Logge zeigt jetzt 628 Seemeilen seit unserem Start in Tallinn.
Die Sonne hält nur durch bis Mittag, danach geregelte zum Teil sehr starke Schauer, es wird ungemütlich kalt. Die Einheimischen sprechen jetzt schon vom kühlsten Sommer seit Jahren, aber er hat ja gerade erst angefangen.
So 7.7. Kalmar - Kristianopel 29 Seemeilen
Wir nutzen den morgentlichen Westwind, starten um 7.30 h und sind schon um 12 h fest im kleinen aber gemütlichen Hafen von Kristianopel, früher eine Festung, heute Ferienresort.
Wir haben einen super Segeltag, Wind günstig aus Richtung und Stärke, wir bleiben nur knapp unter unserem Allzeitspeedrekord. Die Sonne lässt sich nicht blicken, am Himmel graue und tiefschwarze Wolken, Schauer werden erst für den Nachmittag angesagt, und in der Tat bleibt es trocken aber auch kalt.
relativ viel los an einem Sonntagnachmittag....
Der aktuelle Meilenstand beträgt jetzt 657 sm.
Mo 8.7. Kristianopel - Karlskrona 34 Seemeilen
Start um 8 h bei wenig Wind, die Sonne lässt sich den ganzen Tag auch nicht recht blicken. Der Wind legt langsam zu auf 4 Windstärken, wir können eine Zeit hart am Wind segeln. Gegen Mittag erwischt uns ein erstes Schauer auf See, kurz vor dem Hafen, kräftige Schauerböen mit 26 Knoten. Wir drehen einige Warteschleifen, putzen unsere Brillen und haben wieder klare Sicht beim Anlegen.
Die Stadtbesichtigung fällt sehr kurz aus, der Himmel zeigt uns immer neue Schauerwolken, ein weiterer Hafentag fällt ebenso aus. Wir wollen bei vorherrschenden nordwestlichen bis westlichen Winden so weit wie möglich Strecke Richtung Südschweden machen.
Aktueller Meilenstand: 691 sm
Di 9.7. Karlskrona - Insel Hanö 36 Seemeilen
(mit einigen Kreuzschlägen)
Wir starten wiederum früh um 7.30 h, um den vorhergesagten Nordwestwind zu nutzen und um vor den ab 14 h angesagten Schauerböen im Hafen zu sein. Die Schauer hatten wir leider schon bei der Abfahrt, zudem vermasselt uns ein frischer Westwind den Kursplan. Es geht an die Kreuz, der Wind legt zu bis auf 5 Windstärken, und die kurze Welle schickt uns regelmässig Ostseewasser über das Vordeck.
Einige Seemeilen vorm Hafen beruhigt sich Wind und Seegang, wir bergen die Segel und werfen den Motor an, am Horizont bilden sich schon die nächsten imposanten Schauerwolken. Wir schaffen unseren Anleger bei schönstem Sonnenschein in Tat noch gerade bevor die ersten nachmittäglichen Schauer herunterprasseln, begleitet von kräftigen Windböen.
Hanö gefällt uns sehr gut mit seinen kleinen roten Häuschen, der Hafen bietet Alles für einen kurzen Aufenthalt. Wer Zeit hat, sollte diesen Stopp unbedingt mit einplanen. Die resolute Hafenmeisterin sorgt nicht nur für geordnetes Anlegen sondern auch für “proppere” Sanitäranlagen und nicht zuletzt für liebevolle Dekoration im gesamten Hafenbereich einschließlich der Duschen.
Der gesamte Nachmittag ist leider verregnet, bis auf einen kurzen Hafenrundgang können wir nicht viel unternehmen, die Wanderung zum imposanten Leuchtturm fällt ebenso aus.
wieder ein kleines, uriges Schifffahrtsmuseum....
... und interessantes Informationshäuschen
schöne Abendstimmung nach Abzug der Regenfront
Aktueller Meilenstand: 727 sm
Mi 10.7. Hanö - Simrishamn 32 Seemeilen
Als zweites Boot im Päckchen legen wir gemeinsam mit dem Innenlieger früh um 6.45 h ab, die Wettervorhersagen geben guten Segelwind aus Nordwest mit 12-15 Knoten an, optimal für unser Tagesziel, das wollen wir unbedingt nutzen. Es ist mit 9-10 Grad noch sehr kalt, aber trocken und meistens sonnig. Der Segelmorgen wird absolut phantastisch, oft mit mehr als 8 Knoten unterwegs, nach nur 4,5 h sind wir schon fest in Simrishamn, alles gesegelt, Motorunterstützung nur zum An- und Ablegen. Die hinter uns gestartete große Sweden Yacht mit 42 Fuß legt neben uns an, aber nachdem wir schon fest waren. Der Skipper sagt uns, er hätte alles versucht, uns zu überholen, aber wir hätten ihm keine Chance gelassen, bravo Toy4Two!!
Das frühe Ablegen hat sich wirklich gelohnt, nach drei Stunden im Hafen erreichen uns die sich oft am Nachmittag bildenden Regenwolken mit ihren Schauern und böigem Wind.
Wir haben aber noch genug Zeit, den schönen Ort mit seinen schmalen, blumengeschmückten Gassen, die St.-Nicolai-Kirche und Rathausplatz zu besichtigen.
eines der vielen schönen Blumenbeete, hier Klatschmohn und Kornblumen
Wer nur ein Gläschen trinken möchte kann dieses in nostalgischer Umgebung genießen. Das Gefährt ist aus dem Jahre 1971, hat 50 ccm, 3,5 PS, keinen Rückwärtsgang.
Aktueller Meilenstand: 759 sm
Do 11.7. Simrishamn - Ystad 28 Seemeilen
Wieder geht es um 6.45 h los. Es gibt mindestens drei Gründe für einen frühen Start:
- guten Wind am Morgen nutzen (gilt heute nicht)
- vor einer Regen- oder Starkwindfront im Hafen zu sein
(gilt heute auch nicht)
- früh im nächsten Hafen zu sein, um noch einen Liegeplatz zu ergattern, es ist nämlich Hochsaison; Ystad hat zwar noch etliche freie Plätze, war aber gegen Mittag schon relativ voll.
Der Tag ist sonnig, Wind kommr erst 1 h vorm Anlegen auf, also Motorfahrt. Wir sind nun an unserem südlichsten Punkt in Schweden angelangt. In Ystad würde sich ein Hafentag zwar lohnen, aber wir beschließen, dass es direkt weiter gehen soll nach Klintholm auf die dänische Insel Mön. Das Wetter soll konstant und sonnig bleiben, wahrscheinlich ziemlich wenig Wind, wir werden sehen.....
Aktuell neuer Meilenstand: 787 sm
Fr 12.7. Ystad - Klintholm 57 Seemeilen
Die Wettervorhersagen treffen exakt ein, wenig bis kein Wind, d. h., Autopilot an und Motorfahrt. Wir starten um 6.15 h, die erwartete Morgenbrise bleibt heute leider aus. Nach knapp 10 h ereignisarmer Motorfahrt legen wir im schon ziemlich vollen Hafen von Klintholm im Zweierpäckchen an.
Rechtzeitig wird die Gastlandflagge von Schweden auf Dänemark gewechselt, wir haben auf unserem gesamten Baltictörn nun schon 8 Länder besucht.
Imposante Kreidefelsen kurz vor der Hafeneinfahrt
Unsere weitere Törnplanung wird der neuesten Weiterentwicklung angepasst, aufgrund der sich in 1-2 Tagen einstellenden Westwindlage werden wir nicht weiter nach Süden sondern zügig nach Westen in die dänische Südsee gehen. Der direkte Kurs nach Kiel ist dann voraussichtlich problemlos zu bewerkstelligen.
Aktueller neuer Meilenstand: 844 sm
Sa 13.7. Klintholm - Insel Vejrö 46 Seemeilen
Der angekündigte Flautentag tritt ein, unsere Standardstartzeit 7 h ist auch heute angesagt, das ermöglicht frühes Ankommen und erhöht die Chancen auf einen guten Liegeplatz.
Heute haben wir ein sehr “abwechslungsreiches” Programm:
- ausgedehnte Seenebelfelder mit 100 m Sicht, das zwingt uns dazu, den “Ernstfall” mit Radarunterstützung auszurufen
- spiegelglattes Wasser morgens, wir sehen zahlreiche Schweinswale trotz Nebels direkt neben uns
- nach Abzug des Nebels sehr warmes Sonnenwetter
- nachmittags Gewitter und Schauerböen, die wasserdichten Jacken müssen wieder her, dazu 4 Windstärken von vorn mit ungemütlicher Welle
- im Hafen dann wiederum Strandwetter, eine Vielzahl von Crews ist schon dabei, die für Gäste installierten Grillplätze zu aktivieren
Brücke über Smalands Fahrwasser
Vejrö ist eine sehr schöne grüne Insel in Privatbesitz, es gibt Wander- und Fahrradwege, Volleyballfelder, Spielplätze für Kinder, Tennisplatz und super moderne Duschen; dazu noch ein Hotel mit gutem Restaurant. Es wundert uns nicht, dass dieser Service seinen Preis hat, die Liegegebühr von 47 € ist auf unserem Baltictörn einsame Spitze und verdrängt die Old Tallinn City Marina doch tatsächlich vom ersten Platz.
Grillkohle und Holz gibt es gratis, alles im Preis inbegriffen!!
Im Hotelrestaurant hat man von jedem Platz eine herrliche Aussicht, die Küche ist erstklassig, kann man sich mal gönnen
Hier duscht man gerne...
Aktueller neuer Meilenstand: 890 sm
So 14.7. Vejrö - Rudkøbing (Langeland) 41 Seemeilen
Wie gewohnt, voraussichtlich vorerst das letzte Mal, brechen wir wieder um 7 h auf. Der Himmel ist den ganzen Tag über grau, wenig Wind und sehr kalt, da müssen am Steuerstand wieder die Winterhandschuhe her. Nach anfänglicher Motorfahrt können wir zwischen den Inseln Fünen und Langeland noch sehr schön hoch am Wind nach Süden segeln, um 14.15 h sind wir fest im Hafen. Mit und hinter uns laufen noch ca 20 weitere Schiffe ein, für viele ist es der erste Segel- bzw. Urlaubstag.
Neuer aktuelle Meilenstand: 931 sm
(Wir nähern uns der 1000 sm “Schallmauer”)
Mo 15.7./16.7. Hafentage in Rudkøbing
Nach relativ vielen Segeltagen heisst es ausschlafen, spätes Frühstück mit allen “Extras”, dann Besichtigung des sehr schönen Zentrums und des “ historischen” Teils der Stadt mit seinen kleinen bunten Fachwerkhäusern. Die vor allen Häusern gepflanzten Rosen und bis zu 2 m hohen Stockrosen sind sehr beindruckend.
Dieser Oldtimer Drachen wird ausschließlich gesegelt, zum Ab- und Anlegen wird von 16 Personen gerudert....
Nur mit perfektem Teamwork geht es hier voran....
Wir entdecken auch das Bronzedenkmal von Hans-Christian Ørsted, geboren 1777 in Rudkøbing. Ein berühmt gewordener Arzt und Chemiker, der den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus entdeckt hat (elektrische Ströme erzeugen magnetische Felder). Die Magnetfeldstärken werden seitdem unter anderem in Oersted (Oe) angegeben.
Segelmässig verpassen wir nichts, es ist grau mit Starkwind um 6 Windstärken aus West. Das Anlegen zwischen Pfählen erweist sich heute für etliche Crews als ein größeres Problem, wir helfen da wo es nötig ist.
Die Fortsetzung unseres Blogs findet ihr unter dem Thema “Rückweg Deutschland/Niederlande”
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories